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Hunan Slurp NYC
Read Time: XX min · 13. März 2020Liebhaber der Moderne und des Zeitgenössischen, welche dennoch das einst Ursprüngliche schätzen, haben mit dem Hunan Slurp definitiv die richtige Wahl getroffen.
Chinesisch muss eben nicht immer gleich ganz so authentisch chinesisch sein, um im Trend zu liegen. Man könnte meinen, dass hierbei die Rede von einer neuen Galerie sei – nicht zu Unrecht, da die Beschreibung dafür wie die Faust aufs Auge passt.
Slurp, das Logo, welches sich in leuchtenden Lettern unübersehbar und als stilvolles Accessoire einer riesigen Glasfront in Szene setzt, gibt anfänglich nicht Preis, was es mit dem Namen und dem was sich dahinter verbirgt auf sich hat. Neugierig erspäht man jedoch durch die großflächige Scheibe, dass hier jemand sein Handwerk versteht.
Man denkt an Kunst, man staunt über tolles Design, man würde jedoch nicht primär davon ausgehen, dass ein chinesisches Lokal mit dem Fokus auf Sichuan Küche für solchen Gesprächsstoff sorgt.
New York ist auf alle Fälle um ein kulinarisches Highlight reicher. Das East Village, bekannt für eine hohe und über diverse Kulturkreise beliebte Restaurantdichte, ist um einen Tempel für qualitativ hochwertige Reisnudeln reicher.
Der aus der zweitgrößten Stadt Hunans namens Hengyang stammende Chef des Hunan Slurp Chao Wang erfüllte sich mit diesem Restaurant einen langersehnten Traum.
Seine Menükarte beinhaltet eine überschaubare Auswahl an traditionellen Hunan Gerichten sowie die einiger kreativer Eigeninnovationen, so dass für jeden Gaumen etwas Passendes dabei ist. Eines steht jedoch fest: die mit Liebe und nach eigenem Rezept gefertigten Reisnudeln, sind das Herz des Lokals.
Sogar Vegetarier und Pescetarier dürfen sich über geniale Kreationen freuen. So lassen beispielsweise optische Kunstwerke wie gegrillte Auberginen mit fermentiertem Ei oder der in einer Suppe gegarte Fisch die lechzenden Raubtierzungen Purzelbäume schlagen.
Liebhaber der Moderne und des Zeitgenössischen haben mit dem Hunan Slurp definitiv die richtige Wahl getroffen
Chili fehlt in keinem der Gerichte – manche nehmen förmlich ein Bad darin, manch andere streifen die Schote nur kokett am Rand.
Die „slurpy Noodles“ schmecken – obwohl eigentlich ja eher geschmacksneutral – da am besten, wo Chili den Ton angibt.
Chaos eigentliche Berufung ist die des Malens. So war er 25 Jahre der Kunst verschrieben, schwang eher den Pinsel als einen Kochlöffel. Heimweh und die Sorge, die von seiner Großmutter mit Leidenschaft gekochten Köstlichkeiten, könnten in Vergessenheit geraten, bewogen ihn dazu seine Wurzeln den New Yorkern näher zu bringen.
All seine Bemühungen haben sich gelohnt. Namhafte Lifestyle-Magazine schrieben wahre Lobeshymnen und waren vom Konzept Wangs begeistert.
Beim ersten Besuch ist man vielleicht noch irritiert – ein modernes Architekturwunder, welches aufgrund von Vorurteilen nicht darauf schließen lässt, dass puristisches Design und chinesische Kochkunst Hand in Hand gehen.
Mit Akribie wurde hier mit Liebe zum Detail und mit einem Hang zum Perfektionismus ein grandioses Konzept des Architekturstudios New Practice Studio umgesetzt.
Holzpaneele ranken in Reihe und Glied wie Nudeln die Wände empor, um sich oben am Plafond Grüß Gott zu sagen. Die gläserne Küche verschafft dem Gast Einblicke, die nicht verborgen bleiben müssen.
Die eigens handgefertigten Keramikschalen und -teller vervollständigen mit deren Inhalt wahre Handwerkskunst. Mit Staunen beobachtet man mit welcher Hingabe auf nur ein paar Quadratmetern präzise und sauber gearbeitet wird.
In sehnsüchtiger Erwartung freut man sich ein Potpourri der Sichuanküche an seinem Tisch wieder vorzufinden.
Man denkt an Kunst, man staunt über tolles Design, man würde jedoch nicht primär davon ausgehen, dass ein chinesisches Lokal mit dem Fokus auf Sichuan Küche für solchen Gesprächsstoff sorgt.
Alexandra Gattereder
(ALX) FAZIT
Das Hunan Slurp hält das, was es von außen verspricht und eigentlich noch viel mehr.