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Sextantio - Matera
Read Time: XX min · 12. September 2019Ein Ort, der dem UNESCO Weltkulturerbe angehört und 2019 zur Kulturhauptstadt gekürt wurde, verführt Menschen von überall her mit seiner mittelalterlichen Erscheinung und versetzt seine Besucher inmitten des zerklüfteten Flusstals Gravina di Matera in einen Rausch sinnesbetörender Eindrücke.
Ein atemberaubendes und gut erhaltenes Beispiel eines Dorfes, in dem Hunderte von Höhlen in Wohnhäuser, Kirchen und Paläste verwandelt wurden, die in ihrer Anordnung harmonischer nicht sein könnten und die ihrer Geschichte wegen beim Anblick für blankes Staunen sorgen.
So verhält es sich auch mit dem außergewöhnlichen Sextantio Le Grotte della Civita – ein Hotel, welches seinesgleichen sucht und mit Extravaganz auf sich aufmerksam macht. Im ältesten Stadtteil Materas, im sogenannten Sassi Viertel gelegen, wird einem bei spektakulärer Aussicht auf den Murgia Park und bei der auf die in den Fels gehauenen Kirchen ein Erlebnis der etwas anderen Art geboten.
Man fühlt sich, als hätte eine Zeitkapsel einen in ein Bergdorf des Mittelalters katapultiert.
Das exklusive Höhlendomizil schafft sich auf 2000 Quadratmeter seinen friedvollen Platz und lockt Gäste an, die einem Abenteuer nicht abgeneigt sind und die die Bedeutung von Luxus mit Schlichtheit definieren.
Die Umgestaltung des Sextantio von einer Grotte, die früher als Herberge diente, in ein Boutique-Hotel, war eine besondere Herausforderung für deren Architekten.
Zwei Jahre wurden die Räume entkernt und danach in ihre ursprüngliche Version zurückversetzt, um dem altertümlichen Charme dieser Unterkunft neues Leben einzuhauchen.
Die gigantische Panoramaterrasse bietet ein malerisches Panoptikum und lädt bei einem Gläschen Wein dazu ein, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen oder sich von den beruhigenden Klängen der im Hintergrund gespielten Musik einfach zu entspannen.
Die antike Kirche im Zentrum der mittelalterlichen Residenz ist ein wundervoller Ort der Zusammenkunft, der bei Umsetzung des Projekts als Frühstücksraum besser gesagt Speisesaal umfunktioniert wurde, ohne dass dabei die ursprünglichen Merkmale verloren gingen.
Die 18 Zimmer warten gespannt darauf, von ihren Bewohnern bewundert zu werden, da sie in ihrer Raffinesse unübertroffen einzigartig sind und auf ihren Flächen von bis zu 160 Quadratmetern ihre Vorzüge kokett zur Schau stellen.
Dieser atmosphärische Schauplatz manövriert auf ganz subtile Weise durch ein Labyrinth aus stilvoll renovierten Höhlen und schafft eine aufregende Erlebniswelt.
Man fühlt sich, als hätte eine Zeitkapsel einen in ein Bergdorf des Mittelalters katapultiert.
Gestaltet wurden die Räume nach den Plänen von Magaret Berg und der italienischen Architektin Laura Einaudi.Besonders wichtig war den beiden Schöngeistern die Einhaltung der Originalformen, so dass die Grundstrukturen unverändert blieben.
Das schlichte Interieur verschmilzt bewusst mit den rauen Wänden jeder Grotte und entspricht der Arte-Povera-Tradition – einer alten Handwerkskunst.
Aufgrund der ungleichmäßigen Oberflächen würden frei stehende und zu moderne Möbel instabil wirken und den Räumlichkeiten ihre Authentizität nehmen.
Die Herausforderung lag zum einen darin nichts aus dem Zusammenhang zu reißen und so wenig wie möglich zu verändern, zum anderen sollte ein Gefühl von zeitgenössischer Gemütlichkeit transportieren werden. Es wurden Lampen hinter Mauervorsprüngen verbannt, anstelle dessen zieren große Stumpenkerzen die kahlen Steinböden und spenden warmes Licht.
Auf sonst so geschätzte Annehmlichkeiten wie einer Klimaanlage und Tageslicht muss man in den Zimmern verzichten – dennoch bietet das Sextantio exquisiten Komfort und auf seine Art eine ganz eigenwillige Form von Exklusivität.
Hinter den knarrenden Eingangstüren aus dunklem Holz, welche von historischen Gebäuden der Umgebung stammen, werden alte Truhen, Elemente aus Eisen und mit Akribie gewähltes Mobiliar aus recycelten Materialen gekonnt in Szene gesetzt und verleihen jeder Höhlen-Suite ihr außergewöhnliches Ambiente.
Die riesigen Betten mit ihrer weißen Bettwäsche aus hochwertigem Leinen stehen mitten im Raum und ziehen unweigerlich alle Blicke auf sich.
Bäder sind fließend in die Räume integriert und bilden mit dem Zimmer eine Einheit. Das moderne Konzept der Sanitärmöbel steht im Kontrast zum sonstigen Einrichtungsstil. So wurden Waschtische aus ehemaligen Futtertrögen von Tieren gefertigt und filigrane Badewannen wie strahlende Skulpturen mitten im Geschehen harmonisch positioniert.
Die aus dem 13. Jahrhundert entweihte Kirche kredenz exklusiv für Gäste des Sextantio ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. So wird diese ungewöhnliche Location zum Schauplatz regionaler Köstlichkeiten. Die schön gedeckten Tische und die mit Kerzen beleuchtete spirituelle Örtlichkeit stimmen bei der vielseitigen Auswahl erlesener Bio-Produkte perfekt in den Tag ein.
Direkt vor der Grotte erkundet man den magischen Irrgarten Materas und begibt sich auf eine historische Entdeckungstour.
Die mit dem Hügel verwobenen Bauten gewähren ein faszinierendes Bild, welches schon oft als Inspiration vieler Künstler, Schriftsteller und Maler diente und Regisseure großer Produktionen beflügelte, diese gigantische Bühne als Kulisse für ihre Filme zu nutzen.
So wurde im Übrigen der letzte James Bond mit Daniel Craig in der Hauptrolle an diesem Ort gedreht. Und wenn man einmal da war, dann weiß man auch, wieso.
Das minimalistische Design soll die archaische Architektur hervorheben und die honigfarbigen Wände aus Kalttuffstein unterstreichen, so dass der Höhlencharakter in seiner vollen Pracht zur Geltung kommt.
Alexandra Gattereder
(ALX) FAZIT
Ein Muss für Liebhaber des Unkonventionellen, die Kultur und Erholung unter einen Hut bringen möchten und offen für ein Hotelerlebnis der etwas andern Art sind.