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Wayla - Thai Restaurant

Read Time: 3 min   ·   13. August 2019

Wenn sich Bangkoks Streetfood traut seine Zelte in der Millionenmetropole abzubrechen, um diese in einem Keller der Lower East Side wieder aufzuschlagen, dann ist definitiv für Aufsehen gesorgt.

Seit dem Frühjahr 2019 sorgt ein neuer Thai in der doch sehr unscheinbaren Forsyth Street für Furore. Man könnte meinen, dass das Interesse für eine weitere Currybude eher von bescheidener Natur sei – doch da täuscht man sich.

Von außen würde man nicht erahnen, was sich verbirgt, wenn man die verwahrloste, doch für New York typische, Treppe hinabsteigt. Nur ein kleines Fenster, durch welches warmes Licht strömt, gewährt einen minimalen Einblick in dieses wunderbare Kellerjuwel.

Tritt man erst mal ein, ist man angekommen. Eine beeindruckende Bar in angenehm dezentem Grün zieht während man in der „Wait to be seated“ Schlange steht, um einem Platz zugewiesen zu werden, alle Blicke auf sich.

Am Fenster, aus dem das warme Licht nach draußen drängte, sitzt ein lässiges Paar, welches sich bereits den zu Kunstwerken veredelten Speisen der thailändischen Küche hingibt und sichtlich im Glück schwelgt. Ohne Reservierung geht hier übrigens mal gar nichts, außer man nimmt die Zeitspanne von mehr als eine Std auf sich, um auf einen freien Tisch zu warten.

Selbst die Bar ist so voll, dass es schwerfällt, sich einen adäquaten Platz zu schaffen. Doch hat man online gebucht, zieht man mit erhabenem Haupt an der Schlange vorbei.

Das Restaurant hält was es medial verspricht. Es wirkt aufgrund seiner drei verschiedenen Bereiche kleiner als es schlussendlich ist. Der Part mit der Bar ist absolut so wie man das in New York erwartet: modern, posh und im Zentrum des Geschehens – wo man bestimmt auf einen Verdauungs-Drink halt macht bevor man die Heimreise antritt.

Diniert wird in einem der anderen beiden Bereiche. Man hat die Wahl zwischen traditionell – geprägt von asiatischen Einflüssen – oder puristisch im Design mit perfektem Lichtkonzept. Eines steht fest: der Wohlfühlfaktor wird im Wayla überall erfüllt.

Modern, posh und im Zentrum des Geschehens – wo man bestimmt auf einen Verdauungs-Drink halt macht bevor man die Heimreise antritt

Das Highlight ist jedoch die atemberaubende Terrasse, welche sich im Hinterhof versteckt. Eingebettet zwischen lauter Backsteinbauten, wird sie beinahe durch deren hohe Wände verschluckt.

Wäre man nicht in New York, dann würde man einer Freiluftfläche wohl kaum soviel Bedeutung beimessen. Jeder, der jedoch schon mal im Big Apple war, weiß, dass die Möglichkeiten, abgesehen von unzähligen Rooftop Bars, eher beschränkt sind. Durch die Option der Nutzung so einer Rarität reiht man sich schon mal in die Elite der Restaurants ein.

Das Gespür für Design und Interieur zieht sich gekonnt wie ein roter Faden durch dieses Schmuckstück. Speist man draußen unter freiem Himmel, wird man auf eine multikulturelle Reise entführt. Sitzkissen und Dekoration aus Marokko und Ibiza verleihen dem sonst eher uncharmanten Innenhof einen Hauch von Urlaubsfeeling.

Chef Tom Naumsuwan kann man für das Konzept von WAYLA nur gratulieren. Es ist ihm das gelungen, was viele andere Gastronomen versucht haben und leider daran gescheitert sind. Den Mut zu haben, an einem scheinbar ungeeigneten Standort, ein Lokal zu eröffnen, noch dazu mit einer marktübersättigten Küche, zeigt für viel Gespür und Leidenschaft.

Toms Glaube und Vision hat ihn nicht im Stich gelassen. Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen prägte ihn der Tatendrang seiner Mutter, die um zu überleben in den Straßen Bangkoks kochte und da ihre von Aromen dominierenden Speisen verkaufte.

Sie und die Märkte Vorort gaben ihm die nötige Inspiration auf dem Weg zum Erfolg. Tom zog 2007 nach New York, wo er zuerst in einem japanischen Restaurant arbeitete. Seine Frau, welche er dort kennenlernte, animierte ihn zu dem Schritt ein eigenes Lokal zu eröffnen. Sie erkannte seine Hingabe und sein Talent für Geschmäcker, Aromen und war überzeugt, dass Tom mit seiner feinen Zunge das erreichen könne, wonach viele streben.

Gemeinsam mit dem Barkeeper Chef Anthony Baker des Aviary war das perfekte Trio am Start.

Das Geheimnis ihres Erfolgs ist am Ende jedoch die einzigartige Küche, die Menschen in Massen ins Wayla strömen lässt. Inzwischen hat man gleich oberhalb des Wayla einen kleinen Take Away Laden namens Little Wayla eröffnet, um noch mehr Schlemmermäuler zufriedenzustellen.

Wenn man versteht, Gewürze, Aromen und Schärfen gekonnt einzusetzen, werden Menschen nicht mehr abfällig über Curries sprechen und begreifen, dass es Kunst ist, solche Geschmäcker zu kreieren.

Alexandra Gattereder

(ALX) FAZIT

Tom und sein Team zeigen ihren Gästen, dass sich Tradition und moderne Kochkunst gut kombinieren lassen – ein wahrlich gelungenes Experiment.

Wayla
100 Forsyth Street, BSMT, New York, NY 10002
Google Maps
www.waylanyc.com